Worauf bei der Wahl der Hundeschule achten?
Die Zahl der Hundeschulen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Wo es 2006 noch knapp 800 Schulen waren, liefern Branchenverzeichnisse inzwischen weit über 200 Adressen von Hundeschulen in ganz Deutschland. Und dennoch tun sich viele Hundehalter schwer damit, eine geeignete Hundeschule zu finden.
Denn der Job des Hundetrainers ist gesetzlich nicht geschützt, weshalb jeder ihn ausüben kann. An der ein oder anderen Schule treffen Hundehalter daher vielleicht auch auf eher unqualifiziertere Trainer und Trainerinnen. Um dennoch differenzieren zu können und gute von mitunter eher weniger guten Hundeschulen unterscheiden zu können, sollte bei der Wahl der Hundeschule auf ein paar Dinge geachtet werden.
Tipp: Hier kannst du Hundeschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden.
Welchen ersten Eindruck macht die Hundeschule?
Wie so oft können sich Hundehalter auch bei der Wahl der Hundeschule zunächst einmal auf den ersten Eindruck verlassen. Oder genauer gesagt: Wenn irgendetwas seltsam, unprofessionell oder zwielichtig erscheint, sollten sowieso die Finger von der Schule gelassen werden.
Scheint auf den ersten Blick alles in Ordnung, sollte Interessenten die Möglichkeit gegeben werden, sich alles in Ruhe anzuschauen und Fragen zu stellen. Doch nicht nur das sollte als Selbstverständlichkeit gelten. Auch ein Schnuppertermin und ein Probetraining sollten vereinbart werden können. Denn niemand kauft freiwillig gerne die Katze (oder eher den Hund) im Sack. Die Lehrmethoden der Trainer können nun einmal nur dann richtig angeschaut und überprüft werden, wenn man live beim Training dabei ist. Eine Verpflichtung zu einem Kurs ohne kostenloses Probetraining spricht meist für schlechtere Hundeschulen.
Philosophie und Methoden der Hundeschule
Wer sich für eine Hundeschule entscheidet, sollte auch mit deren Philosophie einverstanden sein, bzw. die Art des Unterrichts als gesund und natürlich für den eigenen Vierbeiner empfinden. Zur Philosophie zählen übrigens auch die Methoden, mit denen Hunde in der Schule behandelt werden:
- Das Angebot der Hundeschule sollte sowohl Theorie als auch Praxis umfassen. Denn Regeln anwenden kann ja jeder. Viel sinnvoller allerdings ist es, wenn man diese Regeln auch versteht. Die Hundeschule sollte deshalb ein Konzept verfolgen, das theoretischen Unterricht und praktische Übungen unter einen Hut bekommt und Hundehalten Erziehungsmethoden detailliert erklärt und beibringt.
- Eine gute Hundeschule sollte Unterricht für alle Rassen von Hunden bieten. Manche Schulen bieten eventuell nur gezielten Unterricht für beispielsweise Australien Shepherds und Collies. Kein Wunder, denn gerade letztere sind einfach zu trainieren – man weiß um ihre Intelligenz schon seit mehr als 200 Jahren und kann ihnen schnell anspruchsvolle Tricks beibringen. Für eine Hundeschule ist es also auch keine so große Kunst, wenn sie versprechen, diese Hunde schnell erziehen zu können. Generell sollten keine Hunde vom Training ausgeschlossen werden, weder große Hunde, noch kleine oder bestimmte Rassen. Natürlich sollten beim Training selbst aber rassespezifische Charakterzüge und Voraussetzungen berücksichtigt werden.
- Weder zuhause noch in der Hundeschule sollte Gewalt ein Teil der Hundeerziehung sein. Vermeintliche Hilfsmittel, wie Würgehalsbänder oder Stromhalsbänder können nicht nur sehr sensible, sondern auch selbstbewusste Hunde stark traumatisieren. Im schlimmsten Fall werden dadurch Verhaltensstörungen hervorgerufen oder vorhandene Ticks verstärkt. Denn die weitverbreitete Annahme, dass extrem sture und durchsetzungsstarke Hunderassen nur mit einer strengen Hand beizukommen ist, ist schlichtweg falsch. Stattdessen sind Geduld, Konsequenz und positive Bestärkung des Tieres wichtig, um ihm, ganz ohne Schmerz und Qual, dieses und jenes beizubringen.
Die Kompetenzen der Hundetrainer
Die genannten Mittel sollten allerdings nicht die einzigen Kompetenzen der Trainer in der Hundeschule sein. Vielmehr ist darauf zu achten, dass die Trainer eine fundierte Ausbildung absolviert haben. Seminare kann nämlich jeder besuchen – das macht aber noch lange keinen guten Hundetrainer aus. Auf eine Ausbildung im Bereich der Hundeerziehung und Verhaltensberatung dagegen ist schon eher Verlass. Im besten Fall wird diese Ausbildung außerdem durch eine staatliche Prüfung oder Zertifizierung bestätigt, wie sie unter anderem von der Industrie- und Handelskammer Potsdam abgenommen wird.
Hundetrainer, die nur von „Erfahrungswerten“ sprechen ist mit Vorsicht zu begegnen. Denn eine wissenschaftliche Basis ist bei sensiblen Dingen, wie der richtigen Erziehung, nicht unwichtig. Auch die Anatomie, Physiologie und Genetik des Hundes sollten in der Ausbildung des Trainers eine Rolle gespielt haben. Ansonsten können Trainer den Hundehalter nicht immer umfassend beraten, wenn es beispielsweise darum geht, zu erkennen, ob ein Hund beim Hundesport zu stark belastet wird.
Da in der Verhaltensforschung weiterhin ständig neue Erkenntnisse gewonnen werden, sollten Hundetrainer außerdem regelmäßig Fortbildungen besuchen. In guten Hundeschulen ist dies für Hundetrainer mehr oder weniger Pflicht, damit deren Kenntnisse sich ebenfalls stets weiterentwickeln. Die Hundetrainer sollten über ihre Qualifikationen daher auch immer bereitwillig Auskunft geben.
Unterrichtsformen in der Hundeschule
Wie bereits erwähnt kümmern sich gute Hundeschulen um alle verschiedenen Hunderassen. Sie sollten dennoch rassespezifischen Unterricht anbieten. Denn nicht alle Hunde vertragen sich gleich gut mit ihren Artgenossen. Hunde etwa, die nie richtig sozialisiert wurden, könnten mit anderen Vierbeinern Probleme haben. Der Unterricht wird für sie, wie für all die anderen Hunde auch, dann schnell zur Belastung. Deshalb sollten die Hundetrainer auch Einzelstunden anbieten, in denen individuell auf die Bedürfnisse der Kunden eingegangen werden kann. Denn den sogenannten „Problemhunden“ hilft oftmals nur ein intensives Einzeltraining, das sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Beim Unterricht in Gruppen ist dagegen darauf zu achten, dass die Gruppengröße nicht zu groß ist. Als Richtwert können sechs Hunde pro Gruppe dienen. Denn deutlich größere Gruppen sind schwer zu überblicken. Der Trainer kann außerdem bei großen Gruppen und vielen Teilnehmern nicht mehr auf einzelne und individuelle Fragen eingehen. Hundehalter wie Hunde kommen dann zu kurz – letztlich sind derartige Unterrichtsformen also ein wenig Geldverschwendung.
Am Anfang des Trainings mit dem Vierbeiner reicht im Übrigen das Gelände der Hundeschule vollkommen aus. Doch die eigentliche Bewährungsprobe für den Hund sollte ja der Alltag sein. Auch in der hektischen Großstadt muss er zurechtkommen, sich benehmen und sich wohlfühlen. Auf Kinder, Radfahrer, Jogger und sonstige ungewöhnlichere Passanten muss er angemessen reagieren und darf nicht plötzlich losrennen oder bellen. Um all diese Probleme sowie die Fortschritte des Hundes beim Training zu erkennen, sollten Hundetrainer guter Schulen mit den Vierbeinern auch außerhalb der Schulen üben.
Worauf bei der Wahl der richtigen Hundeschule noch achten?
- Beim ersten Gespräch mit dem Trainer sollte dieser in der Beratung auch in der Lage sein, auf die individuellen Wünsche des Hundehalters einzugehen. Entscheidet man sich für die Hundeschule, sollten Trainer außerdem einen Trainingsplan erstellen können, der genau auf den jeweiligen Hund zugeschnitten ist.
- Auch ohne Hund sollte zumindest einmal bei einem Training in der Schule zugeschaut werden dürfen. Dabei sind sich folgende Fragen zu stellen: Wie ist die Stimmung beim Training selbst? Haben Hunde und Hundehalter trotz allen strengen Trainings immer noch durchgehend Spaß? Wie ist die Stimmung der Hundehalter untereinander, wie ist die Stimmung in den Teams und wie die der gesamten Gruppe? Wie geht der Trainer mit den Hunden um und kann ich mit vorstellen, meinen Hund so behandeln zu lassen?
- In guten Hundeschulen werden Leckerlis meistens nur am Anfang zur Konditionierung Trainer, die Leckerlis ständig und bei jeder einzelnen Übung vergeben, sind entweder noch sehr unerfahren oder schlichtweg nicht qualifiziert und nicht gut ausgebildet. Denn wenn der Hund nur noch auf die Leckerlis konzentriert ist, versteht er nicht, dass er sich eigentlich auf den dahinterstehenden Menschen und die Übungen konzentrieren soll.
- Ebenfalls wichtig kann es sein, dass im Welpentraining der Hundeschule große und kleine Hunde getrennt werden, damit die kleinen Hunde nicht einfach überrannt werden. In den Welpengruppen sollte außerdem konzentriert gearbeitet und nicht nur gespielt und mit Leckerlis gelockt werden.
- Damit der Hund mit einem positiven Gefühl und Trainingserfolg vom Platz geht, sollten die Trainingseinheiten nicht zu lange sein.
- Kann ein Trainer nicht alle Schritte, die er durchführt, erklären, sollte sich von dieser Hundeschule ferngehalten werden.
- Ein guter Hundetrainer geht auf die Schwächen des Teams zwischen Herrchen und Hund ein und versucht, Schwierigkeiten und Probleme zu lösen. Denn sowohl Mensch, als auch Hund, sind Individuen und so ist auch jedes Team individuell.
- Natürlich entscheidet zum einen das eigene Bauchgefühl darüber, ob eine Hundeschule die richtige ist. Trainer sollten Hundehaltern nichts aufzwingen, kritikfähig sein und die nötigen Fähigkeiten besitzen, unzufriedenen Hundehaltern andere Wege und Möglichkeiten zu zeigen, bzw. deren Bauchgefühl wieder zu verbessern. Zum anderen aber lässt sich vor allem auch am Vierbeiner selbst ablesen, ob eine bestimmte Hundeschule geeignet ist. Wenn der Hund vor Freude stets bellt und jault bevor es ins Hundetraining geht, ist das ein guter Indikator, klemmt er dagegen die Rute ein, sobald er an die Leine genommen wird, stimmt irgendetwas nicht.
- Zwar ist das Ziel der Hundeschule, die Hunde zu fordern und fördern, dennoch stehen etwa deren sportliche Leistungen nicht im Vordergrund. Dort sollte letztlich immer noch das Wohl des Hundes stehen!
Hier kannst du Hundeschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden.
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